Text "Adieu, kleiner Engel"

  zurück


Adieu, kleiner Engel

1. Adieu, kleiner Engel, die Zeit ist vorbei,
von Träumen zu singen. Die Welt schreit nach Blei,
schreit nach Kugeln und zielt auf die Vögel im Flug.
Gib acht, kleiner Engel, der Himmel ist rot schon.
Wir werden nicht klug.
Wir werden nicht klug.

2. Die Bürger, sie beten: Gelobt sei die Wut.
Wüten macht Wut, sagst du, Güte macht gut.
Ja, Haltung würd‘ helfen, doch wer hat noch Halt?
Adieu, kleiner Engel, der Himmel spricht: Sommer.
Doch es ist kalt.
Doch es ist kalt.

3. Wer jetzt keinen Raum in der Herberge hat,
macht’s wie du und dein Kind und flieht aus der Stadt.
Wer den Schuss nicht gehört hat, ist taub oder tot.
Adieu, kleiner Engel, der Himmel hat Heimweh.
Und voll ist das Boot.
Und voll ist das Boot.

4. Längst stehen die Raketen, sind die Bomben montiert,
die Täter gesegnet, die Opfer summiert.
Klag mich an, wie du willst, und ich wehre mich nicht.
Du hast recht, kleiner Engel, nicht der Himmel ist schuld dran,
wenn er zerbricht,
wenn er zerbricht.

5. So tanzen sie in den Sankt-Nimmerleins-Tag.
Und das Hämmern des Taktes, das ist der Sarg,
den die Kinder sich zimmern und wissen nicht wie.
Adieu, kleiner Engel, der Himmel ist sprachlos.
Und wir lernen’s nie.
Und wir lernen’s nie.

6. Dadada – bis in den Sankt-Nimmerleins-Tag.
Und das Hämmern des Taktes, das ist der Sarg,
den die Kinder sich zimmern. Und – noch ist er leer.
Warum, kleiner Engel, ist der Himmel so sprachlos ...
Oder hören wir nicht mehr?
Oder hören wir nicht mehr?


T+M: Wolfram Behmenburg (1979/2023)



Startseite Kontakt Impressum Datenschutz