Text "Talking Napoleon"

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Talking Napoleon

Hey, sage ich zu dem Mann,
der da gerade ans Völkerschlacht-Denkmal pinkelt: Was machen Sie ‘n da?

Das sehen Sie doch, sagt der. Ich pinkele ans Völkerschlacht-Denkmal.

Ich sag: Haben Sie sie noch alle?

Ich darf das, sagt der Mann. Ich bin Napoleon.

Was? sag ich.

Ja, sagt er: Napoleon Bonaparte. Der durchgeknallte französische Kaiser, wegen dem es die
Leipziger Völkerschlacht damals gab.

Müssten Sie (denn) nicht längst tot sein? frag ich.

Na, sagt er, die Völkerschlacht habe ich immerhin überlebt.

Ja, sag ich, im Gegensatz zu den fast 100.000 Soldaten, die wegen Ihnen hier damals
jämmerlich im Dreck verreckt sind. – Dass Sie sich überhaupt noch mal hertrauen!

Keine Sorge, sagt er. Wenn ich mit Pinkeln fertig bin, ziehe ich weiter nach Moskau.

Napoleon in Moskau? Das hatten wir doch auch schon mal.

Ja, sagt er. Aber damals bin ich marschiert. Diesmal pilgere ich.

Napoleon pilgert? Auf einmal zum Pazifisten geworden, oder was?

Was bleibt einem übrig? sagt er, so wie die Welt inzwischen aussieht. Schon die Völkerschlacht
damals war im Grunde ein großer Scheiß.

Hat nichts gebracht außer hinterher noch größere Kriege.

Ach, sage ich – und ausgerechnet Sie wollen diese Kriege jetzt beenden?

Sonst macht das ja keiner! – In Moskau bei Putin fange ich damit an. Ich weiß auch schon, wie ich
ihn aus der Ukraine rauskriege.

Passen Sie mal auf: Haha! – Als erstes werde ich nämlich –

Ach, Mist, jetzt ist sie schon um, die Minute.
Schade eigentlich. Das hätte man doch jetzt zu gerne noch erfahren, wie er das machen will
mit dem Krieg-Beenden.
Na, ja. Vielleicht kommt ja dann morgen oder übermorgen was dazu in den Nachrichten.


T+M: Wolfram Behmenburg (2023)



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